Aletschhorn Juni 2019

Aletschhorn - 2019

Blick vom Camp 2 hinauf zum Aletschhorn am Abend des 17.06.2019 vor dem Aufstieg um 18:29 Uhr.

Kurzbeschreibung

Eine absolut spontane Aktion. Nach dem großen Erfolg am Grand Combin hatten wir Bock und auch eine so lange Tour schien kein großes Hindernis zu sein.

Teilnehmer:
Daniel

Zeitraum:
16. - 18. Juni 2019

Routenbeschreibung:

Zustieg: Der Zustieg von Fiesch (1049 m) über die Fiescheralp (2212 m) und die Gletscherstube (2363 m) zum Camp 1 (2133 m) misst etwa 14.5 km, 1214 pos. hm und 130 neg. hm. Vom Camp 1 zum Camp 2 (3270 m) misst es luftlinie 5.5 km und 1137 pos. hm.

Gipeltag:  Vom Camp 2 über das Aletschjoch (3600 m) bis zum Gipfel (4195 m) misst es etwa 2.5 km und 925 pos. hm.

Abstieg:  Der Abstieg misst insgesamt mindestens 22.5 km, 130 pos. hm und 3276 neg. hm.
Grün: Berechnete Ruten, gerade Linien bei dem Tunnel und bei Abwesenheit eines Weges.
Rot: Aufgezeichneter Track, gerade Linen sind Verbindungslinien zwischen Punkten, auf denen das Gerät ausgeschaltet war.

Wie lief die Tour?

16.06. Zustieg zum Camp 1
Nach einem Ruhetag ging es nach Fiesch. Von hier aus wollten wir unseren Ersten Gipfel im Berner Oberland erreichen und im Glauben daran, dass es schon nicht so schwer werden würde, erkoren wir das Aletschhorn auf. An diesem wurde gerade im letzten Winter die Biwakschachtel zerstöre, doch waren wir ja eh nicht auf solche Hilfsmittel angewiesen. Während ich in nur 2 h den wunderschönen und mit deutlich über 3 h ausgeschriebenen Weg zur Fieschalp hinauf lief, nahm mein Partner meinen schweren Rucksack in der Seilbahn mit hinauf. Von dort aus ging es über Skipisten zu einem abgefahrenen Tummel, der zum Zwecke der Wasserversorgung unter dem Tälligrat hindurch gebohrt worden war. An der Gletscherstube vorbei ging es hinab zum Aletschgletscher und quer über diesen hinweg zum Taleinschnitt in dem der Mittelaletschgletscher liegt. Noch auf dem Aletschgletscher biwakierten wir.

17.06. Zustieg zum Camp 2
In ganzen 8 h liefen wir das kleine Gletschertal hinauf. Das Problem dabei war nicht etwa die Wegfindung im unteren Schuttbereich, oder die überquerung der ersten kleinen Schneeelder. Nein, der Zustieg die steilen Platten hinauf zu dem Ort, wo einmal die Biwakschachtel gestanden hatte, waren bedeckt mit dünnen rissigen und teils schon abgerutschten Schneebrettern, unter denen Schmelzwasser den Hang hinab lief. Nachdem wir an der linken Seite ein Stück aufgestiegen waren, wurde klar, dass eine Traverse hinüber und zwischen den beiden Eisbrüchen des Gletschers hindurch zum alten Biwakplatz unmöglich war. Und so stapften wir weiter durch den Tiefschnee hinauf, unter einem Seracbereich hindurch und schlugen unser Lager vor einer Felswand auf 3270 hm auf. Diese Wand befindet sich unterhalb des Aletschjochs und bietet zusammen mit den zu ihren Seiten verlauenden Bodenwellen einen Guten Schutz vor Wind, Wetter und Lawinen.

18.06. Gipfeltag und Abstieg
Wach wurden wir um 03:00 Uhr und um 04:00 Uhr waren wir fertig angeseilt und bereit zu starten. Jedoch konnten wir südlich von uns eine immer größer werdende Schlechtwetterfront sehen, die sich noch über Italien befand. Da diese jedoch noch bis nach 05:00 Uhr von unzähligen Blitzen durchzogen wurde und auf uns zuzukommen schien, warteten wir erst einmal ab, checkten die Wettervorhersage und bauten das Camp ab. Da die Wettervorhersage jedoch erst ein Gewitter für 18:00 Uhr ankündigte und die aufgehende Sonne die Gewitterfront über Italien auflöste entschieden wir uns nach langem Ringen doch für den Aufstieg. In der Nacht hatte es anständig gefroren und so war der Firn bretthart. Nach 1 h standen wir auf dem Aletschjoch, nach einer weiteren hatten wir die Firngerade hinter uns gelassen. Die große Firnwand des Vorgipfels stellte sich als psychisch anspruchsvollste Stelle nach dem langen Zustieg der Vortage heraus, da sie etwas überwältigend vor uns aufragte, jedoch nicht den ersehnten Gipfel trug. Nachdem wir diese erklummen hatten ging es nur noch zum Firn- und Felsgrat des Gipfels hinüber, der sich sehr gut überklettern lies. Nach insgesamt nur 4 h erreichten wir so den Gipfel des Aletschhorns, hielten uns aufgrund der Wettervorhersage jedoch nicht lange dort auf. Nach weiteren 3 h waren wir zurück an dem bereits abgebrochenen Biwak und machen uns gleich weiter an den Abstieg in Richtung Fiesch. Der Schnee war noch weicher und matschiger, als er schon am Vortag gewesen war und als wir die Gleitschneefelder durchquerten und uns glücklich schätzten auf den unteren Teil des Mittelaletschgletschers angekommen zu sein, begegneten uns vier Brasilianer, die ab dort bei diesen ziemlich ungünstigen Bedingungen unseren Spuren bergauf folgten um unseren Biwakplatz unterm Aletschjoch zu erreichen. Hinab zum Aletschgletscher, über diesen hinweg, hinauf zur Gletscherstube und zum Tunnel, durch diesen hindurch und hinab nach Fiesch brauchten wir 10 h. Die Krönung setzte dem Ganzen das einsetzte Gewitter auf, dass uns die letzte Stunde des Abstiegs noch mit Regen versüßte. So kamen wir nass und erschöpft nach 17 h Klettern und Steigen beim Auto an und machten uns sogleich an den Heimweg. Es dauerte vom ertönen des Weckers im Camp 2 bis hin zum ersehnten Schlaf zu Hause ganze 44 h, doch durfte ich nun 22 4000er-Gipfel auf meiner Liste zählen.

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